Donnerstag, 20. Juni 2013

Geschichtlicher Rückblick des Haustierdiebstahls und der Beschaffung von Tieren für die Vivisektion -Teil 1


Wer kennt sie nicht, die vielen Webseiten zum Thema verschwundener Haustiere und der Warnung vor Tierfängern und ihren Methoden?
Immer öfter aber wird auf Webseiten im Internet, in Zeitungsartikeln oder durch die Stellungnahme von renommierten Tierschutzvereinen (durch die Politiker und Vertreter der Pharmaindustrie sowieso) das Thema Tierdiebstahl durch professionelle Tierdiebe ins Reich der urbanen Legenden verschoben. Allenfalls räumt man die Möglichkeit ein, das z.B. Katzen für den Fellhandel eingefangen werden. Angeblich sei niemals ein Tierfänger gefasst worden. 

Weiterlesen bitte unten:

So konnte man im Hamburger Abendblatt vom 24. Februar 2007 den Bericht: Nur ein modernes Märchen? lesen:

Auszug aus dem Bericht des Hamburger Abendblattes:

Für Professor Helmut Fischer (72) aus Hennef-Uckerath bei Bonn gehören die Geschichten von Kleidersammlern, die auf Tierfang gehen, in den Bereich der "urbanen Legenden". Fischer, der an der Universität Essen Germanistik, Literaturwissenschaft und Didaktik lehrte, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Erzählgut und Sagen der Gegenwart. Er gilt ähnlich wie Professor Rolf W. Brednich aus Göttingen, Autor des Bestsellers "Die Spinne in der Yucca-Palme", als Fachmann auf diesem Gebiet. Die Geschichte des Katzen- und Hundefängers ist ihm gut bekannt. Damit beschäftigt er sich nach eigenen Angaben schon seit Jahren. "Das ist eine Sage der Gegenwart", sagt der bekannte Buchautor. Die nicht nachweisbaren Gerüchte stuft er als Versuche ein, das Verschwinden von Katzen zu erklären. Ähnliche Gerüchte hätten sich früher um Hundefänger gerankt: Die Tiere würden an asiatische Restaurants verkauft und dort zum Verzehr verarbeitet.

Betrachten wir also einmal historisch gesicherte Aussagen zum Thema Vivisektion und Beschaffung der Labortiere. Auch wenn es weit zurückliegt, ist die Abhandlung von Daniel Juette sicher interressant zu lesen.

Die Entstehung und die Auswirkungen des nationalsozialistischen Reichstierschutzgesetzes von 1933

Auszug:

Trotz der dünnen Quellenlage lässt sich anhand dieser Akte ein bislang gänzlich unbekannter Aspekt der tierexperimentellen Forschung im Dritten Reich beleuchten: Die illegale Versuchstierbeschaffung. Der Leiter des Physiologischen Institutes, Professor Achelis, scheint spätestens 1941 den Konflikt zwischen staatlicher Disziplinierung und der Notwendigkeit von tierexperimenteller Forschung auf eigenwillige Weise umgangen zu haben. Im Bestreben nach einer geregelten Versorgung seines Instituts mit Versuchstieren knüpfte er 1943 Kontakt mit dem Berliner Pensionär Emil Reichelt, der sich mit illegalem Versuchstierhandel ein Zubrot verdiente. Wider die Vorschriften des Reichstierschutzgesetzes scheint Reichelt in seiner Berliner Wohnung massenweise Kleintiere auf engstem Raum gehalten zu haben. Seine Angebotspalette erstreckte sich dabei von herkömmlichen Hamstern bis hin zu sibirischen Erdhörnchen und Krallenfröschen. Achelis bestellte zwar umgehend, konnte seinen Versuchstierbedarf aber langfristig nicht mit Reichels Angeboten decken. Da im Laufe des Jahres 1943 die Versuche, die Lieferungen seiner ehemaligen, legalen Versuchstierhändler

wieder in Gang zu bringen, immer mühsamer wurden, ist nicht auszuschließen, dass der Diebstahl von Haustieren zunehmend ins Blickfeld geriet.

Machen wir nun einen Sprung in die Zeit der 70ger-90ger Jahre. Näheres dazu kann man in dem Buch Holocaust, verfasst von Dr. Milli Schär-Manzoli lesen.
Ein Bericht aus Spanien:
In den 70ger-80ger-90ger-Jahren wurde in Spanien endlich zugegeben, dass man verlassene Hunde (Streuner) und Katzen einsammelte, ebenso aus Tierheimen holte, um sie für Experimente zu benützen. Dieses Eingeständnis wurde gemacht, nachdem die Gesetzgebung verbot, dies zu praktizieren. U.a. gaben das Hospital la Paz in Madrid im Jahre 1989 durch Ignacio Alvarez (Wissenschaftler des Zentrums) und das Spital Ramon Cajal (Madrid) zu, Tiere aus Tierheimen für Versuche zu verwenden. Dr. James Wyngaarden vom nationalen Gesundheitsinstitut der EE.U.U. publizierte in der American Medical Assoziacion, dass jedes Jahr ca. 200.000 Hunde und Katzen von der Strasse weg gefangen werden, um sie in die Hände der Vivisektion abzugeben.
Auszug aus "Holocaust":

Im Jahre 1989 gelangte die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner in den Besitz einer grauenvollen Dokumentation. Tausende von Hunden und Katzen, von den Straßen zusammengelesen und aus ihren Wohnungen gestohlen oder von ihren Besitzern, die sich ihrer entledigen wollten, verkauft worden waren, sind in Käfige gestopft, in einen Lastwagen geladen und in die Vivisektionslabors der Schweiz und von Deutschland gesandt worden. ….Die Kunden von Stock waren so zahlreich, dass er große Bücher brauchte, um seine täglichen Lieferungen aufzuzeichnen.
Erich Stock verfügte über eine Equipe von Personen, die ihm eine große Menge „Ware“ lieferte. Die Tiere wurden in den Baracken von Erich Stock aufgefangen , wo sie zusammengepfercht eines auf dem anderen, misshandelt, ohne Pflege und das Nötigste krank wurden und sich gegenseitig ansteckten. Es waren meist Hunde und Katzen, die an viralen Krankheiten litten, die an die Labors gingen. Einige von ihnen hatten Wunden an Pfoten und Rücken, wie Fotos bezeugen. Die Filmsequenzen zeigen jedoch die schrecklichen Sequenzen, wo die Käfige mit Hunden und Katzen, in die Lieferwagen geladen werden, für die letzte Reise ohne Rückkehr.
Wenn die Kunden selektierte Tiere benötigten, z.B. aus einer Zucht, wusste sich Erich Stock zu helfen. Dann importierte er selbst die Ware: Sein Lieferant war die tschechischslowakische Firma Velaz in Prag, die in der Zucht von Beaglehunden spezialisiert ist, von Katzen und anderen Tieren. Eine Eigenschaft von Velaz ist es, schon präparierte Tiere zu liefern, auf Anfrage des Klienten. Das Wort präpariert heißt, das die Tiere beim Verlassen der Zucht schon besondere Operationen durchgemacht haben, um den Labors zusätzliche Arbeit zu ersparen.
Um eine Idee zu vermitteln, zitieren wir einen Satz aus einem Brief, den die Velaz an Erich Stock geschrieben hatte. Letzterer hatte Beaglehunde bestellt, um die Bestellung eines anderen Labors zu erfüllen. Der Satz der Velaz, kommerziell lapidar, ist der folgende: Wir senden ihnen eine Hündin ohne Augen. (Dokumentation Eckart, 1989). Es handelt sich nicht um eine Ausnahme.


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