Freitag, 15. Mai 2015

Hearing von "Stop Vivisection" - Zahlen, Fakten, Lobbyismus


Bei der Anhörung von "Stop Vivisection" in Brüssel am 11.Mai 2015 wurde wenig vom Leid der Tiere gesprochen, vielmehr betonten Politiker und Nutzer von "Tiermodellen" ihren unschätzbaren Wert für die Forschung. Diejenigen denen die Gesundheit und das Wohlergehen von Mensch und Tier am Herzen lag, brachten immer wieder Zahlenmaterial und zitierten wissenschaftliche Studien um zu belegen wie unsinnig und gefährlich es ist, auf sogenannte " Tiermodelle" zu vertrauen.
Genetische Barrieren machen eine Vorhersehbarkeit der Reaktionen unmöglich und zu einem Glückspiel. Selbst innerhalb einer Art gibt es unterschiedliche Reaktionen.

Und das sind keine neuen Erkenntnisse.

So äußerte sich Prof. Dr. Herbert Hensel, Direktor des physiologischen Instituts der Universität Marburg, bereits 1975, in der Beilage zur "Neuen juristischen Wochenschrift" folgendermaßen:
"Nach Auffassung führender Biostatiker sind Wahrscheinlichkeitsaussagen vom Tier auf den Menschen grundsätzlich nicht möglich, weil weder die getesteten Parameter, noch die Tierarten , noch die geprüften Substanzen, als zufällige Stichproben im Sinne der Wahrscheinlichkeitstheorie gelten können. Damit besteht aber gegenwärtig überhaupt keine Möglichkeit einer wissenschaftlich begründeten Vorhersage.
In dieser Hinsicht ist die Situation noch ungünstiger als bei einem Glückspiel, da bei diesem die Erfolgschancen abschätzbar wären....Es wäre eine Illusion zu glauben, man brauche nur rigorose Vorschriften über Arzneimittelprüfungen im Tierversuch zu erlassen, um automatisch eine Erhöhung der Arzneimittelsicherheit zu erreichen. Das Beispiel der Contergan-Katastrophe, als Argument für strengere Prüfungen gern zitiert und in der Begründung des Regierungsentwurfs zur Reform des Arzneimittelrechts mehrfach erwähnt, beleuchtet diese Problematik besonders deutlich. Ebenso wenig wie damals ließe sich heute durch den Tierversuch eine derartige Arzneimittelkatastrophe mit ausreichender Sicherheit verhindern.
(Neue juristische Wochenschrift, Zeitschrift für Rechtspolitik Heft 12/1975)

Einige aktuelle Zahlenbeispiele:

Bei 25.000 Tierversuchsstudien gab es eine "Erfolgsquote" für die klinische Anwendung von 0,024%

92% der aufgrund von Tierversuchen für den Menschen als wirksam und ungefährlich geltenden Medikamente fallen durch die klinische Studie (Menschenversuch) und erhalten keine Zulassung.

20-50% der zugelassenen Medikamente werden später wieder vom Markt genommen oder mit Warnhinweisen versehen.

Etwa 58.000 Menschen sterben allein in Deutschland jährlich an Nebenwirkungen tierversuchserprobter Arzneimittel = Todesursache Nr.4

Obwohl dieses Forschungsmodell, basierend auf Tierversuchen, durchgefallen ist, wird es mit enormen Summen gefördert.

Allein in Deutschland stehen der Deutschen Forschungsgemeinschaft jährlich mindestens 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung, die zum größten Teil in Tierversuchsprojekte fließen.

Dagegen wird die Alternativforschung im Durchschnitt nur mit etwa 5 Millionen Euro gefördert.

Auch hier handelt es sich nicht ausschließlich um tierversuchsfreie Forschung, denn oft geht es bei den Studien nur darum, die bestehenden Tierversuche zu verfeinern, um dann mit weniger "Material" auszukommen.

Warum hält man also starrsinnig an einem Forschungsmodell fest, dass so wenig Erfolgsquoten vorzuweisen hat?

Darüber schrieb schon der Tierversuchskritiker Hans Rüsch im Vorwort seines Buches "Fälscher der Wissenschaft" :

"Es ist nicht nur tragisch sondern auch empörend, dass sich die Arzneimittelhersteller immer noch darauf berufen, ihre Mittel seien im Tierversuch "wissenschaftlich geprüft" worden und deshalb frei von schädlichen Nebenwirkungen - und das die Gesundheitsbehörden diesem Betrug Vorschub leisten. Dabei wissen die einen ebenso gut wie die anderen, dass Tierversuche lediglich eine Alibifunktion haben, für den Fall nämlich, dass die Schädlichkeit des Medikaments eines Tages nicht mehr verborgen werden kann. Dann können sie sagen, das alle "behördlich vorgeschriebenen Tests" gemacht worden sind - wobei sie verschweigen, dass diese Tests von ihnen selbst dem Gesetzgeber diktiert wurden; denn der Gesetzgeber muss sich in medizinischen Angelegenheiten vor den sogenannten Fachleuten beugen; und das sind eben die Dirigenten des Chemie-und des Ärzte Syndikats, mit denen die sogenannten obersten Gesundheitsbehörden so eng kollaborieren, dass sie oft nicht voneinander zu unterscheiden sind.
In Wirklichkeit sind diese Wissenschaftler von eigenen Gnaden, die den Tierversuch als dogmatischen Maßstab festgesetzt haben, Falschmünzer der Wissenschaft, die nicht nur der Volkswirtschaft, sondern auch der Volksgesundheit unermesslichen Schaden zufügen."

Bei der Anhörung von "Stop Vivisection" betonten die Tierversuchsbefürworter mehrfach, das unser "Europäisches Gesetz zum Schutze der Versuchstiere", verglichen mit dem "Rest der Welt", eines der besten Gesetze überhaupt sei und inzwischen erfolgreich in allen europäischen Staaten umgesetzt werde.

Zudem würde der Erfolg alle 5 Jahre kontrolliert.



11,5 Millionen Tiere werden in der EU jährlich im Tierversuch verbraucht. In 5 Jahren 57,5 Millionen.

Eventuell wird dann die Directive 2010/63 EU etwas nachgebessert?

Ist das hinnehmbar?

Die Bürger in der EU sind mehrheitlich gegen Tierversuche. Wann bitte möchten unsere Volksvertreter das zur Kenntnis nehmen?

Eine interessante Zusammenfassung über reglementierende Gesetze las ich in dem Buch "Holocaust, von Dr. Milli Schär Manzoli.

"Die Gesetze die Tierversuche reglementieren, stützen sich von vorneherein, auf ein wissenschaftlich und ethisch irriges Konzept: das heißt, sie nehmen an , das die Tierversuche aus wissenschaftlicher Sicht nützlich und mit ethischen Standpunkten vereinbar seien. Um diese Annahme glaubhaft zu machen, lügen die Betroffenen und haben die Möglichkeit, zu lügen, indem es ihnen gelingt, weite Kreise der Bevölkerung zu überzeugen:
Sie haben eben die finanziellen Mittel, um aufsehenerregende Anzeigen und Artikel in den Zeitungen zu bezahlen, und sie haben die politische Macht, um sich das Bündnis der Regierungen zu sichern, der Parlamentarier und der Parteien.

...Im Falle der Tierversuche geht es um offensichtlich unwissenschaftliche und unethische Handlungen, die in Toleranz gekleidet und vom Gesetz geschützt sind, also eine klare Abweichung von der gesetzlichen Mission, die sich nur durch die Existenz einer Lobby erklären lässt.

Dies geschieht in allen Ländern der Erde, wo die mit der Vivisektion zusammenhängenden ökonomischen Interessen vorherrschend sind und wo diese Interessen die Mittel und die Macht haben, sich öffentlich durchzusetzen. Es handelt sich praktisch um die industrialisierten Länder, da heutzutage die Tierversuchsforschung eine industrielle Tatsache ist."

Im Vorraum des Plenarraumes, in dem das Hearing von "Stop Vivisection" abgehalten wurde, fand ich einen Flyer in englischer Sprache. Laut Impressum, herausgegeben von einer Stiftung:
"The European Animal Research Association", mit Sitz in London.

Diese Stiftung ist augenscheinlich höchst beunruhigt über die schwindende Zustimmung der Bevölkerung zu Tierversuchen.

Sinngemäß heißt es in dem Flyer:

Trotz der klaren Vorteile und Notwendigkeit der Forschung an Tieren, ist die öffentliche Unterstützung nicht selbstverständlich.

Ein historischer Mangel an Transparenz und zuverlässigen Informationsquellen aus den Forschungsbereichen, neben starken Kampagnen von Tieraktivisten haben die öffentliche Unterstützung untergraben.

Organisationen, die Tiere für ihre Forschung verwenden, sind manchmal beunruhigt die über Transparenz und die Veröffentlichung ihrer Tierforschung. Diverse Initiativen gegen Tierforschung haben in mehreren europäischen Ländern Kampagnen lanciert.

In Italien wurden Forscher als "Attentäter" in der Tieraktivisten Literatur bezeichnet und Persönliche- und Kontaktinformationen portraitiert.

In Deutschland wurde der Neurowissenschaftler Prof. Andreas Kreiter in einer ganzseitigen Zeitungsanzeige von einem Tieraktivisten als "nicht menschlich" dargestellt.

Diese Attacken auf Forscher summieren sich zu einer langen Liste von Initiativen von Tieraktivisten, deren Ziel es ist, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Die Europäische Animal Research Association (EARA) wird von Organisationen unterstützt, die Tiere in ihrer Forschung gebrauchen.

EARA's Mission konzentriert sich auf vier Hauptpunkte:

Bessere Information und Aufklärung des Publikums, das der humane Gebrauch von Tieren weiterhin in der biomedizinischen Forschung erforderlich ist und sie davon profitieren.

Erstellen eines günstigen Klimas für Tierforschung durch Beeinflussung der EU politischen Entscheidungsträger.

Anleitung pan-europäischer Initiativen, um dem Druck auf die Labortier Lieferkette zu begegnen und die Lizenz für die Versuchstiere in der Forschung zu verwenden.

Unterstützt die Bemühungen der Tierforschungseinrichtungen, die Ware und Service benötigt, um an Entdeckung und Entwicklung neuer Medikamente und Behandlungen für Menschen und Tiere zu gelangen.

Auf der Webseite der Association findet man folgende Vorstandsmitglieder:

Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care (AAALAC)
Associazione Italiana per le Scienze degli Animali da Laboratorio (AISAL)
Covance
efpia - European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations
recherche- animale.org
GSK - GlaxoSmithKline
Harla
Mario Negri Institute
Marshal Bio
Sanofi Group
Stichting Informatie Dierproeven (SID)
Understanding Animal Research (UAR)

http://eara.eu/uber-uns/verwaltung/




Unser Appell an die EU

Sehr geehrte Damen und Herren EU- Abgeordnete und EU- Parlamentarier.

Wir verstehen sehr wohl, warum der Chemie- und Pharmaindustrie sehr daran gelegen ist, das die Directive 2010/63 EU erhalten bleibt, garantiert sie ihnen doch weitgehend schrankenlose Forschungsfreiheit.

Den Versuchstieren garantiert sie jedenfalls keinen Schutz, obwohl in den Eingangsworten der Directive steht:
.
"Das Wohlergehen von Tieren ist ein Wert der Union, der in Artikel 13 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) verankert ist. "

Den Menschen in Europa liegt ihre Gesundheit und das Wohlergehen von Umwelt, Tier- und Naturschutz sehr am Herzen.

SIE jedenfalls wurden gewählt, um die Interessen der Europäischen Bürger und deren Werte zu vertreten und nicht die Wünsche der milliardenschweren Chemie- und Pharmaindustrie zu erfüllen.