Freitag, 4. April 2014
Die Reise nach Berlin - Für die Tiere
Seit Oktober 2013 haben wir in Deutschland zahlreiche Organisationen angeschrieben um Unterstützer unserer Forderung die toxikologischen Tierversuche durch Alternativen zu ersetzen, zu finden. Auch den Verband der chemischen Industrie. Wir haben gelernt, das die Chemieproduzenten und die Pharmaindustrie angeblich sehr gerne auf Tierversuche verzichten würden und anerkannte Alternativen nutzen, vielleicht nicht unbedingt aus Tierliebe, so doch deshalb weil Tierversuche zeitaufwändig und teuer sind.
Die Umweltverbände die REACH vehement gefordert haben, beteuern ebenfalls das sie gegen Tierversuche sind.
Am schwierigsten waren für Tierschutz zuständige deutsche Politiker zu erreichen, denn durch die Bundestagswahl gab es bei den verschiedenen Fraktionen entweder keinen oder nur kommissarisch eingesetzte Tierschutzbeauftragte.
Da waren wir natürlich froh, das auf eine unserer Anfragen der tierschutzpolitische Sprecher der CDU/CSU Dieter Stier Gesprächsbereitschaft signalisierte und uns für den 20. März um 11 Uhr morgens einen Gesprächstermin vorschlug.
In Berlin…Um 11 Uhr morgens. Für uns liegt Berlin nicht um die Ecke. Also mussten wir einen Tag vorher anreisen und in Berlin übernachten.
Eine glückliche Fügung machte es möglich am 19. März noch einen Termin bei der Tierschutzbeauftragten der SPD, Frau Christina Jantz,zu bekommen.
Also 5 Uhr morgens aufstehen, 5 Stunden Zugfahrt, Hotel einchecken und um 17 Uhr unser erster Termin bei Frau Jantz im Jakob-Kaiser Haus, Eingang Dorotheenstrasse.
Wir waren angenehm überrascht. Der Tierschutzbeauftragten der SPD war das Thema nicht fremd und wir konnten ausführlich darlegen, was uns am Herzen liegt. Die Alternativen für die Tierversuche gibt es längst, aber die Anerkennung und danach die Aufnahme in den Prüfkatalog den die OECD festlegt, dauern zu lange. Teilweise bis zu 20 Jahre. Für die OECD gilt der Tierversuch als „Goldstandard“.
Was ist das überhaupt für eine Organisation und wer hat sie ermächtigt die Gesetzgebung derart zu beeinflussen, das jeder den wir sprechen, ohne sich selber zu informieren, diese grausame vorgeschriebene Tierversuchspraxis als „gottgegeben“ hinzunehmen scheint?
Mit Frau Jantz konnten wir auch über die negative Änderung im deutschen Tierschutzgesetz reden, die praktisch verhindert das die Kontrollbehörden einen Antrag auf Tierversuche aus ethischen oder anderen Gründen, wie im Fall der Primatenversuche des Andreas Kreiter an der Uni Bremen, nicht genehmigen.
http://www.tierrechte.de/presse-a-magazin/tierrechte-newsletter/tierrechte-newsletter-archiv/newsletter-tierrechte-nr-0314-vom-14022014
Also alles in allem hat sich unser Berlinbesuch schon alleine deshalb gelohnt in Frau Jantz eine intelligente, für ihre Aufgabe engagierte Abgeordnete gefunden zu haben, der das Wohl der Tiere wirklich am Herzen liegt. Sie hat sich Notizen gemacht und vorgeschlagen die ZEBET (Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch) zu kontaktieren und nach Problemlösung zu forschen.
Am nächsten Tag mussten wir uns um 10.45 Uhr an der Wilhelmstrasse 68, ebenfalls im Jakob-Kaiser Haus, dem Sitz des Deutschen Bundestages einfinden.
Das Prozedere beim Betreten des Gebäudes kannten wir ja nun schon. Ausweis abgeben, Gastausweis an der Kleidung befestigen, Tasche, Rucksack und Jacke auf ein Fließband zum scannen legen. Nach dem Eintritt noch eine Leibesvisitation und dann konnten wir unbehelligt darauf warten von Herrn Michael Rühlmann, dem Sekretär von Herrn Stier, abgeholt zu werden.
Der Empfang im Abgeordnetenbüro war sehr freundlich und ungezwungen. Da uns nur eine halbe Stunde zur Verfügung stand kamen wir gleich zum Thema. Tierversuche, die REACH Verordnung, unsere EU-Petition. Alles das was wir vorab per email an den Herrn Stier geschickt hatten und worauf wir eine Einladung erhielten…
Schon nach wenigen Minuten unterbrach uns Herr Stier mit der Bitte doch mal zu erklären was denn „REACH“ sei. „Immer diese Abkürzungen“… Ehrlich gesagt dachte ich er wollte sich vergewissern ob wir da richtig informiert sind. Also fasste ich kurz zusammen was REACH bedeutet, Chemikalienverordnung der EU seit 2007 in Kraft. Registrierung von Altchemikalien, toxikologische Versuche an Millionen von Tieren. Anstieg der Tierversuche. Die finanzielle Belastung von Unternehmen u.s.w. und dann fragte ich ob er jetzt ernstlich sagen will, daß er diese Verordnung nicht kennt. Er hat das tatsächlich bejaht und gesagt, wenn er es richtig versteht sei es eine EU Verordnung und er könne nicht alles kennen.
Außerdem sei er kein Tierschutzbeauftragter sondern der Tierschutzpolitische Sprecher der CDU/CSU und zwar nicht nur für Tierschutz, sondern auch für andere Aufgaben. Damit sei viel Arbeit verbunden. Überhaupt würde er ständig angeschrieben, er solle sich für dieses oder jenes einsetzen, was er aber auf keinen Fall machen würde. Auch unser Anliegen habe er sich nicht einmal durchgelesen, das mache er nie, er lade dann lieber die Leute, (so wie uns), zu einem Gespräch ein, das sei doch viel einfacher.Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon langsam den Eindruck in einem falschen Film zu sein. Wir mussten allerdings noch eine Steigerung erfahren.
Herr Stier betonte mehrfach, das er meine, das Tierversuche notwendig sind und kam mit dem alten abgedroschenen Satz: „Also wenn hier heute eine Maus vergiftet wird und in 10 Jahren wird dadurch ein Mensch geheilt, dann steht er dazu, das es doch richtig war die Maus zu vergiften, da sei der Mensch doch wichtiger, da könnten wir ihn auch wörtlich zitieren. Unser Einwand das Menschen keine Mäuse sind und auch keine Ratten und deshalb die Ergebnisse von Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragbar, kam bei ihm nicht wirklich an. Nein, er war sogar der Meinung, als wir wieder auf die grausamen toxikologischen Tierversuche für REACH hinwiesen, in Deutschland hätten wir eine Mäuse- und Rattenplage und was sollen wir denn anderes machen als die mit Gift zu bekämpfen. Als würde man die unliebsamen freilebenden Nager einfangen und dann in Labors zum Nutzen der Menschheit durch Gift zum Tode befördern. Und überhaupt sei er Landwirt und wenn er die Mäuse nicht vergiften würde, würden sie seinen Getreidesilo leerfressen.
Es ist sehr traurig, daß es Menschen gibt, die das Leid und die Schmerzen von Nagetieren nicht wahrnehmen oder nicht wahrnehmen wollen. Aber Tierversuche betreffen ja nicht nur Nagetiere sondern auch Primaten, Hunde, Katzen, Vögel, Fische und die sog. Nutztiere wie Pferde, Schweine, Kühe und Schafe. Tierversuche bedeuten immer Gewalt an Schwächeren auszuüben.Darf sich der Mensch dieses Recht herausnehmen, nur weil es sich um andere Spezies handelt oder weil sie weniger intelligent sind oder mit welchem Recht darf man anderen ein Leid antun oder ihnen ihr Leben nehmen? Nur weil es eventuell irgendwann einen Nutzen für einen Menschen bedeuten könnte?
Jedenfalls scheint der tierschutzpolitische Sprecher wohl nur seine eigene Ansichten geäussert zu haben, denn die CDU hat eine Grundsatzerklärung zum Thema Tierschutz heraus gegeben und dort werden Tiere tatsächlich als Geschöpfe Gottes betrachtet:
www.cduweb.tv/doc/pdfc/130204-tierschutz.pdf
Zitat:
1. Grundsätze und Ziele der CDU-Tierschutzpolitik
Der Tierschutz hat für die CDU einen hohen Stellenwert, schließlich sind Tiere Geschöpfe Gottes. Dem Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz fühlen wir uns verpflichtet. Wir setzen uns auf nationaler, europäischer und globaler Ebene für den Tierschutz ein und wollen dazu beitragen, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für den Tierschutz entwickeln.
Wir werden bei unserer Regierung anfragen, ob es nicht sinnvoll wäre einen Bundestierschutzbeauftragten einzusetzen, damit das Staatsziel Tierschutz auch den sog. Versuchstieren zu Gute kommt.
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